Geschwisterkind
Einmischen oder ignorieren?
Als Eltern fühlt man sich dann mitunter völlig überfordert. Sollte man eingreifen oder die Kleinen die Konflikte selber lösen lassen? Gut zu wissen: Es geht meist um die Aufmerksamkeit von Mama und Papa – und um Gerechtigkeit. Doch Kinder müssen auch lernen, kleinere Kämpfe selber auszutragen. Erst wenn man bemerkt, dass ein Zank nicht endet oder sogar geboxt oder geschubst wird, sollte man einschreiten. Wichtig: Eltern sind keine Schiedsrichter, die entscheiden, wer Recht oder wer Unrecht hat. Das würde nur zu noch mehr Frust führen, weil eines der Kinder sich dann benachteiligt fühlt. Eltern sind vielmehr Coach für die Kids. Reden hilft hier. Am besten gelingt dies, wenn man den Kindern auf Augenhöhe begegnet und Fragen stellt. Was ist passiert, wie fühlen sie sich damit, was könnte die Lösung sein? Oft ist es erstaunlich, welche guten Vorschläge die Kleinen haben. Lobt, wenn ein Streit beigelegt wird. Auch wenn die Zankereien für Eltern oft eine echte Geduldsprobe sind: Es lohnt sich, weil zukünftiger Streit sich immer leichter auflösen wird. Übrigens: Wer es in der Kindheit schafft, gut mit den Geschwistern auszukommen, wird im Erwachsenenleben sozial kompetenter sein.
Neuzugang
Doch was tun, wenn ein neues Baby ins Haus kommt und das ältere Geschwisterkind aggressiv wird oder das Kleine sogar schlägt oder beißt? Solche Reaktionen resultieren aus dem Gefühl des Verlustes heraus. Alles, was das Erstgeborene bisher exklusiv für sich alleine hatte – Zuwendung, Aufmerksamkeit, Liebe – muss es jetzt mit einem anderen Wesen teilen. Wenn Kinder sich noch nicht verbal äußern können, reagieren sie oft mit körperlicher Wut, um diesem Gefühl Ausdruck zu verleihen. Jetzt sind besonders die Väter gefragt. Das Kind mit auf einen Spaziergang nehmen oder in Ruhe auf dem Sofa sitzen, kuscheln und reden. Die wichtigste Botschaft: „Ich verstehe dich, mir geht es manchmal auch so, aber wir gewöhnen uns bestimmt daran.“ Das Kind muss das Gefühl haben, mit seinen Nöten ernst genommen zu werden. Auch die aktive Entlastung der Mutter durch den Vater ist wichtig, damit sie mehr Zeit für das ältere Kind hat und dieses genug eigene Mama-Zeit bekommt.
Das ist aber meins!
Die meisten Streitereien entbrennen um etwas, was der eine hat und der andere nicht. Wichtig ist, dass jedes Kind eigene Sachen hat, die es nicht teilen muss. Hier helfen kleine (Namens-)Aufkleber, um das „Besitzrecht“ deutlich zu machen. Sehr begehrte gemeinsame Spielzeuge kann man ausnahmsweise doppelt anschaffen oder man legt fest, an welchen Tagen der eine und wann der andere damit spielen darf. Gibt es partout keine Einigung, kann man das beliebte Teil auch erstmal ‚konfiszieren‘ und abwarten, bis sich die Gemüter beruhigt haben.
Vorbilder
Kinder schauen sich alles ab, auch die Streitkultur der Eltern. Je lauter und vorwurfsvoller es bei denen wird, desto mehr übernehmen die Kleinen das Verhalten als „richtig“. Deshalb sollte man sich auch selber an gewisse Regeln halten: Den anderen ausreden lassen, nicht schreien und am Ende auch an die Versöhnung oder wenigstens einen Kompromiss denken.
Vorprogrammiert?
Laut Studien kommen sich Brüder am häufigsten in die Quere, oft, weil sie um die Gunst der Mutter buhlen. In Schwester-Schwester-Teams soll die größte Nähe bestehen. Als am entspanntesten gilt die Kombination großer Bruder/kleine Schwester, weil die Interessen weiter auseinander gehen und dadurch weniger Rivalität entsteht. Doch Streit wird es immer und bei jedem geben – aber kurze Zeit später auch eine liebevolle Versöhnung.